Arendasy

Prof. Dr. Arendasy

Theorie & Praxis sind kein Widerspruch, sondern eine Herausforderung, der wir uns stellen.



Kurzbiographie:

Martin Arendasy ist Universitätsprofessor für Psychologische Diagnostik & Methodik an der Karl-Franzens-Universität Graz.

03/1998: Mag.rer.nat. (Psychologie: Schwerpunkte Differentielle Psychologie, Angewandte Psychologie); 1999-2001: Abteilungsleiter (Angewandte Psychometrie) Fa. Manpower-Austria; 05/2000: Dr.phil. (Psychologie, Schwerpunkt Angewandte Psychometrie); 04/2004: Habilitation (Gesamtfach Psychologie, Wien); 06/2007: Erteilung eines Patents für Automatische Itemgenerierung; 02/2009: Antritt der Universitätsprofessur für Psychologische Methodik & computergestützte Modellierung, Graz; 09/2011: Preis der DGPs für Computergestützte Psychologische Diagnostik; 09/2013: Antritt der Universitätsprofessur für Psychologische Diagnostik & Methodik, Graz. Seit 2009 beratende Tätigkeit (Psychologische Diagnostik, Methodenlehre) in diversen facheinschlägigen Gremien; seit 2012 Leitung der Expertengruppe MedAT (Aufnahmeverfahren für die Diplomstudien Humanmedizin & Zahnmedizin an den öffentlich-rechtlichen Medizinischen Universitäten in Österreich); seit 2015 Leitung der Testentwicklung für das Talentcenter der Wirtschaftskammer Steiermark.


Interview:

Welche Zielsetzung lag in der Entwicklung des Tests?
Kognitive Fähigkeiten und spezifische Persönlichkeitsfacetten zählen zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren in unterschiedlichen Ausbildungsrichtungen und Berufen. In der Praxis sind die diagnostischen Entscheidungen oft mit weitreichenden Konsequenzen verbunden. Daher war es uns ein zentrales Anliegen, dass die Testverfahren nicht nur praktisch relevant und zuverlässig sind, sondern auch fair und niemanden benachteiligen.

Was war die größte Herausforderung in der Entwicklung Ihrer Tests?
Eine zentrale Herausforderung bestand darin, dem ständig wachsenden Bedarf an Aufgaben mit hoher psychometrischer Qualität gerecht zu werden. Durch die zunehmende Verbreitung von Testwiederholungen und Coachings zur Testvorbereitung in der Personalauswahl und im Pädagogischen Bereich nutzen sich die Testaufgaben im Allgemeinen relativ rasch ab. Auch die zunehmende Multikulturalität unserer Gesellschaft stellt die Diagnostik vor neuen Herausforderungen. Es wird daher zunehmend wichtiger, Testverfahren in verschiedenen Sprachen simultan zu entwickeln, deren Ergebnisse direkt miteinander fair und valide vergleichbar sind. Mit Hilfe des von uns entwickelten Min-Max Ansatzes der Automatischen Aufgabenkonstruktion gelang es uns jedoch, einen Ansatz zu finden, um diese Herausforderungen meistern zu können.

Für welche Zielgruppe wurden die Tests entwickelt?
BFSI und INSBAT sind relativ breit anwendbar. Im Zentrum des Interesses standen die Personalauswahl und –entwicklung, die Auswahl von Auszubildenden und Studierenden, sowie die Berufs- und Karriereberatung im zivilen und militärischen Bereich.

Was sind die Besonderheiten an den Tests?
INSBAT und BFSI sind theoriegeleitet konstruiert und modular aufgebaut, sodass sie sich optimal an die jeweilige diagnostische Fragestellung anpassen lassen. Sie sind zudem auch nachweislich fair und valide. Darüber hinaus bietet INSBAT durch die adaptive Vorgabe der Aufgaben auch ein hohes Maß an Testsicherheit. Das Bedürfnis der BewerberInnen nach Testwiederholungsmöglichkeiten, sowie Informationen und Übungsmöglichkeiten zu dem Auswahlverfahren lässt sich daher mit dem Anspruch an eine hohe psychometrische Qualität der Auswahlverfahren problemlos verbinden. Praxis und psychometrische Qualität sind kein Widerspruch, sondern vielmehr eine Herausforderung, der wir uns auch weiterhin stellen wollen. Ich denke, dass wir mit der Fa. Schuhfried hierfür den richtigen Partner gewählt haben.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten an Tests sehen Sie in der Zukunft bzw. interessieren Sie besonders?
Aktuell sind wir gerade dabei, INSBAT weiter zu entwickeln. Neben neuen praxisrelevanten Subtests zu sprachlichen und räumlichen Fähigkeiten wurden für INSBAT-II auch die Aufgabensammlungen der bereits etablierten Subtests deutlich erweitert. Dies erlaubt uns, noch stärker als bisher im diagnostisch relevanten unteren und oberen Fähigkeitsbereich differenzierter zu messen. Ergänzend soll es zukünftig auch separate Aufgabensammlungen (exklusive Itempools) für eine Online-Fassung, sowie kundenspezifische Aufgabensammlungen geben. Abgerundet werden diese Entwicklungen durch einen neuen Algorithmus zur Aufgabenauswahl. Hier versuchen wir eine Balance zwischen Zumutbarkeit und Akzeptanz auf der einen Seite und psychometrischer Qualität und Testsicherheit auf der anderen Seite zu finden. Diese neuen Entwicklungen basieren auf laufenden Kundenrückmeldungen aus der Praxis und werden durch eigene Forschungsarbeiten der Abteilung für Psychologische Diagnostik und Methodik der Universität Graz flankiert.

Für BFSI soll es in Zukunft ebenfalls neue Testformen geben, mit deren Hilfe das Problem der absichtlichen Verfälschung minimiert wird. Studien hierzu befinden sich bereits in Arbeit.

Die Autoren der INSBAT und des BFSI sehen ihre Testverfahren als lebendige Messinstrumente an, die kontinuierlich praxis- und forschungsgeleitet optimiert werden, um den praktischen Anforderungen des diagnostischen Alltags zunehmend besser zu entsprechen.


Weiterführende Informationen finden Sie auf der Website der Karl-Franzens-Universität Graz.