
Prof. Dr. Ziegler
Kurzbiographie:
Matthias Ziegler ist seit 2012 Professor für Psychologische Diagnostik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach dem Studium der Psychologie an der Philipps-Universität in Marburg, promovierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität in München im Bereich der Psychologischen Methodenlehre und Evaluation. Einer post-doc Phase folgte der Ruf auf eine Juniorprofessur für Psychologische Diagnostik an die Humboldt-Universität zu Berlin. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit den Themen Persönlichkeit, Situationen und Intelligenz. Dabei fokussiert er zum einen auf die Strukturen und Messung dieser Konstrukte und zum anderen auf deren Zusammenspiel bei der Entstehung von Lernen und Leistung über die Lebensspanne. In verschiedenen Projekten beriet Prof. Ziegler Unternehmen in den Bereichen Personalauswahl, Personalentwicklung und Evaluation. Prof. Ziegler hat mehr als 80 wissenschaftliche Veröffentlichungen und ist Mitglied in den Editorial Boards mehrerer internationaler Fachzeitschriften.
Interview:
Welche Zielsetzung lag in der Entwicklung des Tests?
Ziel bei der Entwicklung des B5PS war es, meine Erfahrungen aus zahlreichen Testfeedbackgesprächen nutzbringend und wissenschaftlich fundiert umzusetzen. Zu oft hatte ich die Erfahrung gemacht, dass die von mir eingesetzten Persönlichkeitstests als zu wenig berufs- und vor allem situationsspezifisch eingeschätzt wurden. Ich wollte also einen berufsbezogenen Test entwickeln, der es erlaubt, die unterschiedlichen Einflüsse der beruflichen Umwelt auf unser Verhalten abzubilden.
Was war die größte Herausforderung in der Entwicklung Ihrer Tests?
Zu Beginn der Entwicklung gab es kein verbreitetes und empirisch geprüftes Modell der Situationswahrnehmung. In einem mehrjährigen Forschungsprozess haben wir dann ein solches Modell empirisch entwickelt, die Situation 5. Damit war es nun möglich, einen Test zu entwickeln, der unterschiedliche situative Gegebenheiten nicht nur in den Fragen abbildet, sondern auch bei der Darstellung des Persönlichkeitsprofils berücksichtigen kann.
Für welche Zielgruppe wurden die Tests entwickelt?
Der B5PS ist gedacht für die Personalauswahl und –entwicklung, richtet sich also an die Zielgruppe der berufstätigen Erwachsenen.
Was sind die Besonderheiten des Tests?
Der B5PS erlaubt die Messung der großen 5 Persönlichkeitsdimensionen. Darüber hinaus können diese auf Basis von 42 Facetten noch genauer betrachtet werden. Die mögliche modulare Erfassung dieser steigert den Nutzen bei der Personalauswahl. Zudem erlaubt die Messung der Situation 5 eine Aussage darüber, wie Menschen berufliche Situationen üblicherweise wahrnehmen. Hier kommt nun aus meiner Sicht das wirklich einzigartige des B5PS. Die Kombination der fünf Persönlichkeitsdimensionen mit den fünf Dimensionen der Situationswahrnehmung erlaubt es, ein individuelles Profil zu erstellen, welches zeigt, wie sich die Persönlichkeit generell in Verhalten manifestiert, aber eben auch, wie diese Manifestation schwankt in Abhängigkeit der Situation. So haben wir schon Profile gesehen von Menschen, die scheinbar über eine ähnliche emotionale Stabilität verfügen wie die meisten anderen auch. In Stresssituationen ging diese Stabilität aber noch einmal enorm nach oben. Gerade diese situativ bedingten Schwankungen erlauben es, gerade im Bereich des Talentmanagements und der Personalentwicklung, gezielter auf die getestete Person einzugehen.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten an Tests sehen Sie in der Zukunft bzw. interessieren Sie besonders?
Aufgrund meines Forschungsschwerpunkts im Bereich der absichtlichen Verfälschung, denke ich, dass einige neue Testformate, zum Beispiel pairwise preference Modelle, neue Impulse geben können. Darüber hinaus erwarte ich mir durch eine Kombination aus virtual reality und adaptiven Testen völlig neue Möglichkeiten in der Messung menschlicher Persönlichkeit.
Weiterführende Informationen auf der Website des Autors: http://www.psychologie.hu-berlin.de/prof/dia