Häufige Unfallursachen älterer Personen im Straßenverkehr

Die öffentliche Debatte um verpflichtende Fahrtauglichkeits-Checks für Altersgruppen ab 60 Jahren und älter entflammt immer wieder! Angebote wie freiwillige Fahrsicherheitstrainings und ärztliche Überprüfungen sollen zu mehr Sicherheit auf den Straßen beitragen. Wie sinnvoll sind – in diesem Kontext – psychologische Tests?

Im Jahr 2023 wurden in Österreich mehr Seniorinnen und Senioren im Straßenverkehr getötet, als jemals zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen 1992. Dabei waren 35% der Personen mit dem PKW unterwegs. Ältere Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen verunglückten nicht nur schwerer als jüngere Personen, sondern lösten auch schwerere Unfälle aus: So verursachten Pkw-Lenkerinnen und Lenker über 65 Jahre zu 18 % schwere Verkehrsunfälle (mit mehreren Beteiligten), während dies bei Pkw Lenkern und Lenkerinnen der anderen Altersgruppen zu 13 % der Fall war. Bei den Unfallursachen dominierten bei den älteren Personen Vorrangverletzungen (45 %) und Unachtsamkeit/Ablenkung (24 %). (Statistik Austria, 2024). Ähnliche Ergebnisse zeigen sich nicht nur in Österreich, sondern auch beispielweise in Deutschland (DEKRA; 2021). Das Phänomen ist also nicht nur lokal begrenzt, oder als österreichische Eigenart anzusehen.

Ein weiteres zentrales Problem für viele ältere Menschen ist die Bewältigung komplexer Verkehrssituationen. Typische altersbedingte Unfallursachen sind Missachtung der Vorfahrt an Kreuzungen, falsches Abbiegen, Ein- und Ausparken sowie Fehler beim Fahrstreifenwechsel (Bundesanstalt für Straßenwesen, 2024).

Neben dem höheren Risiko, im Alter eine neurologische Erkrankung zu entwickeln, unterliegen auch beim gesunden älteren Menschen kognitive Funktionen, die für die fahrrelevante Leistung entscheidend sind, natürlichen Alterungsprozesse. Die betrifft u. a.. Die inhibitorische Kontrolle (Adrian Moessinger et al. 2019), die visuelle Aufmerksamkeit (Karthaus, Falkenstein 2016), die fluide Intelligenz (Michele, Rabbitt et al. 2015) und auch die Reaktionsgeschwindigkeit (Salvia, Petit et al. 2016).

Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass all dies Funktionen benötigt, die durch psychologische Testverfahren sehr gut erfassbar sind. Und wir möchten an diesem Punkt festhalten, dass wir nicht automatisch von Selektion reden, sondern vielmehr über psychologische Testverfahren als Möglichkeit zur Mobilitätserhaltung.

Durch die Messung verschiedener relevanter Dimensionen kann ein Ist-Zustand der Person ermittelt werden. Darauf aufbauend können geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um Fahrtauglichkeit zu erhalten oder wiederherzustellen. Dies ist besonders wichtig, da die Erhaltung der Mobilität eng mit der Erhaltung der Selbstständigkeit und des psychischen Wohlbefindens verbunden ist, insbesondere bei älteren Menschen. Um jedoch geeignete Maßnahmen zum Erhalt der Mobilität einsetzen zu können, ist eine sorgfältige Beurteilung möglicher Defizite unerlässlich. Aus diesem Grund müssen auch die eingesetzten Verfahren bestimmten Anforderungen genügen. Neben den offensichtlichen Anforderungen an ausreichende Objektivität, Reliabilität und Validität ist auch eine ausreichende Standardisierung und Anwendbarkeit für ältere Menschen erforderlich. Wenn diese Bedingungen ausreichend erfüllt sind, kann psychologische Diagnostik als ein wichtiges Puzzlestück im Maßnahmenkatalog zur Erhöhung der Verkehrssicherheit älterer Menschen angesehen werden.

Mit dem Test-Set Fitness to Drive Screening (DRIVESC) werden Leistungs- und Persönlichkeitsaspekte erfasst, die für die Sicherheit im Straßenverkehr relevant sind.

Mehr dazu finden Sie hier!

Literatur:

Adrian, J.; Moessinger, M.; Charles, A.; Postal, V. (2019): Exploring the contribution of executive functions to on-road driving performance during aging: A latent variable analysis. Accident Analysis & Prevention, 127, 96–109. https://doi.org/ 10.1016/j.aap.2019.02.010

Aichele, S., Rabbitt, P., & Ghisletta, P. (2015). Life span decrements in fluid intelligence and processing speed predict mortality risk. Psychology and Aging, 30(3), 598–612. https://doi.org/10.1037/pag0000035

Bundesanstalt für Straßenwesen, (2024). Älterer Verkehrsteilnehmer. BASt – Fachthemen – Verhalten und Sicherheit – Ältere Verkehrsteilnehmer retrived 24.06.2024

DEKRA (2021). Road Safety Report. Old-Age Mobility dekra-evs-report-2021-en-0629.pdf (e-spirit.cloud). Retrived 14.06.2024

Karthaus, M.; Falkenstein, M. (2016): Functional changes and driving performance in older drivers: Assessment and interventions. Geriatrics, 1, 2, 12, https://doi.org/10.3390/geriatrics1020012

Salvia, E.; Petit, C.; Champely, S.; Chomette, R.; Di Rienzo, F.; Collet, C. (2016): Effects of age and task load on drivers’ response accuracy and reaction time when responding to traffic lights. Frontiers in Aging Neuroscience, 8

Statistics Austria. (2024). New record number of senior casualties in road traffic accidents. [Press release 13 256-022/249].

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