Den Teilnehmern eines Ausbildungsprogramms für norwegische Polizei-Drohnenpiloten wurden kognitive Tests aus dem WTS vorgegeben und die Ergebnisse mit den Leistungen während einer Flugsimulation verglichen.
Die norwegische Polizei hat ihren Auswahlprozess für die Ausbildung zum Drohnenpiloten genauer unter die Lupe genommen.
Der Einsatz von unbemannten Flugfahrsystemen (Drohnen) wird nicht mehr nur diskutiert, sondern auch immer häufiger genutzt. Das gilt sowohl für den zivilen als auch militärischen Bereich. Besonders der militärische Einsatz nimmt zu, forciert aber ein bewusstes Umdenken in der Auswahl und dem Training der Pilotinnen und Piloten. Einige Tests des Wiener Testsystem werden von dem norwegischen Police University College verwendet, um diese neuen Anforderungen gezielt erfassen zu können.
Vielleicht nicht unbedingt offensichtlich, aber doch leicht nachvollziehbar, sind die geänderten Anforderungen an die Piloten. Die fehlenden Informationsquellen, wie Sinneswahrnehmungen (Vibrationen, Druck) oder Wissen in Echtzeit über das Wettergeschehen und die Umgebung, sorgen für eine Verschiebung des Anforderungsprofils. Die körperlichen Voraussetzungen werden weniger wichtig, dafür steigen die Ansprüche an die kognitiven Fähigkeiten.
An der vorliegenden Validierungsstudie nahmen 129 Personen teil (15 Polizistinnen und 114 Polizisten), von denen 52 keinerlei Erfahrungen mit der Steuerung von Drohnen hatten. Die anderen Personen hatten bereits Erfahrungen auf unterschiedlichen Niveaus gesammelt. Der Altersbereich reichte von 25-45 Jahren. Die Daten wurden anonymisiert und den Teilnehmern wurde garantiert, dass die Ergebnisse aus der Studie keinen Einfluss auf ihre weitere Ausbildung haben und die Daten nicht an ihre Vorgesetzten weitergereicht werden.
Die kundenspezifische Testbatterie erfasst die räumliche Orientierung (A3DW), die kognitiven Fähigkeiten (INT, logisches Schlussfolgern), die selektive Aufmerksamkeitsleistung (TACO), die Daueraufmerksamkeit (VIGIL) und das visuelle Kurzzeitgedächtnis (VISGED).
Zusätzlich absolvierten die Teilnehmer diverse simulierte Drohnen-Flüge. Jede Person konnte sich in einer kurzen Eingewöhnungsphase mit der Handhabung der Drohnen vertraut machen. Anschließend wurden Flüge mit unterschiedlichen Aufgaben durchgeführt. Die Leistung der Piloten und Pilotinnen wurde dabei nach Skill (benötigte Dauer für die Aufgabe) und Proficiency (Experteneinschätzung über Steuerungsverhalten, Stress während des Fluges, Drohnen Orientierung und Fortschritt während der verschiedenen Aufgabestellungen) beurteilt.
Die Ergebnisse der Studie unterstützen den Einsatz von kognitiven Tests bei der (Drohnen-)Pilotenauswahl. Die Autoren diskutieren sehr anschaulich darüber, inwieweit die Ergebnisse der Tests die Leistung in den Flugproben vorhersagen können. Insbesondere die räumliche Orientierung und die selektive Aufmerksamkeitsleistung scheinen hier gute Prädiktoren zu sein.
Als Ausblick in die Zukunft empfehlen die Autoren, kognitive Tests bereits früher in den Auswahlprozess zu integrieren und noch untrainierte Personen zu untersuchen, um das individuelle Potential vor einem Training zu erfassen.
Johnsen, B. H., Nilsen, A. A., Hystad, S. W., Grytting, E., Ronge, J. L., Rostad, S., Öhman, P. H. & Overland, A. J. (2023): Selection of Norwegian police drone operators:an evaluation of selected cognitive tests from “The Vienna Test System”. Police Practice and Research,
DOI: 10.1080/15614263.2023.2179052